Wie eine Gorleston Psalter Seite aufgebaut ist

von Ellisa von Styra

Der Gorleston Psalter ist ein opulent illustriertes Manuskript aus dem England des 14. Jahrhunderts. Das Manuskript ist bekannt für teilweise ausgesprochen “schräge” Marginalien wie kämpfende Karnickel und Schnecken, von Ranken baumelnde (wie im Titelbild von Seite 170r) oder sich erbrechende Figuren. Auch Jagdmotive und Szenen, in denen Tiere menschliche Tätigkeiten ausüben, kommen häufig vor.

Dabei sind alle Seiten von den Grundstrukturen her vergleichbar aufgebaut. Der heutige Eintrag beschäftigt sich mit diesen Regelmäßigkeiten.

Wir schauen uns dabei die Seite 34r in mehr Detail an.

“r” ist eine recto Seite, also rechts im Buch (im Gegensatz zu “v” – verso – linken Seiten). Der Schriftblock ist in historischen Manuskripten in der Regel nicht mittig angesetzt, sondern nach oben und innen verschoben. Das ist auch hier erkennbar.

Die Dekoration im Gorleston Psalter ist immer (auch auf verso Seiten) links vom Text angesiedelt und endet oben und unten mit figürlichen Motiven. Diese sind in der Regel vom Inhalt der Seite unabhängig.

An besonderen Stellen des Manuskripts können diese Dekorationen in besonders prunkvoller Form auch den kompletten Text umgeben, wie hier auf Seite 86r.

Auf solchen Seiten sind auch die Hauptinitialen sehr opulent gestaltet und zeigen biblische Szenen, die mit dem Kapitelinhalt in Beziehung stehen.

Auf dieser Seite sieht man auch gut, dass Marginalien sowohl an den “Rahmen” angebunden (wie rechts die Chimäre) als auch neben oder unter der Randleiste frei positioniert werden können. Auf solchen Prunkseiten sind auch häufig Wappen zu sehen, was für die Verwendung in der SCA für Urkunden natürlich ein willkommenes Hilfsmittel ist, da diese leicht individualisiert werden können.

In der folgenden Galerie werde ich auf die markierten Elemente sowie auch auf Themen wie die Arbeitsreihenfolge und die normale Farbgebung näher eingehen.

Wo die Kuh am Brett spielt

von Geirdís Geirharðardóttir

Verborgen in Wien – Sehenswürdigkeiten

Hausschild “Allwo die Kuh am Brett spielt”, Bäckerstraße 12, Wien; Fassadenfresko aus dem 16. Jahrhundert (Foto: Dr. Bernd Gross, wikimedia)

Mitten im ersten Bezirk, auf halber Strecke zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz, befindet sich ein mittelalterliches Kleinod von dem nur wenige Wiener und noch weniger Touristen wissen. 

Im ersten Stock des Hauses in der Bäckerstraße 12 / Ecke Windhaaggasse befindet sich ein Fresko aus dem beginnenden 16. Jahrhundert. Es zeigt eine Kuh, die eine Brille trägt, die mit einem Wolf Trick Track (Backgammon) spielt. Dahinter ist eine rot gekleidete Gestalt zu sehen, die einen Besen in der Hand hält. Vom Wolf ist nur mehr die Schnauze erhalten. Die Wandmalerei wurde 1978/79 freigelegt. 

Weitere kleine Details aus den verschiedenen Bauphasen des Hauses sind bis heute erhalten. So stammt etwa der frühgotische Kern mit der Einfahrt aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Im Innenhof sind an der Ostwand Mauersteine aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts sichtbar, ebenso sind im Keller noch mittelalterliche Bruchsteinmauern zu finden. 

Eine weitere Besonderheit dieses Hauses ist, dass sich die Besitzverhältnisse mit wenigen Lücken bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. 

Heute befindet sich in der Bäckerstraße 12 das Gasthaus Specht.

Eine Sage erzählt, wie das Haus angeblich zu seinem Namen kam: http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/1_bezirk/kuh_am_brett.html

Dünteln, Dinteln, Fingerflechten, zweifärbiges Fingerhäkeln,…

von Ellisa von Styra

… unter all diesen Namen findet man die erste Variante der Schnurherstellung, die wir hier vorstellen wollen. Dabei kann man sehr einfach und vor allem schnell und ohne Längenbeschränkung aus zwei Fäden direkt vom Knäuel weg Schnüre “häkeln”.

Wie man mit den Fingern Luftmaschen häkelt, wissen die meisten Leute. Das geht auch mit zwei Fäden und resultiert dann in einem attraktiven “quadratischen” Band.

Schritt 1: Enden verknoten (Faden 1: rot, Faden 2: grau)
Schritt 2: Aus Faden 1 (rot) eine Schlaufe legen und mit dem Knoten in die rechte Hand nehmen (zwischen Daumen und Zeigefinger festhalten)
Schritt 3: Zweiten Faden (grau) um die Schlaufe (rot) legen
Schritt 4: Grauen Faden durch rote Schlaufe ziehen (hier gezeigt mit zwei Fingern, im weiteren Verlauf reicht für das Durchheben der Zeigefinger)
Schritt 5: Handwechsel. Graue Schlaufe auf den linken Zeigefinger, Knoten in die linke Hand wechseln, grauer Faden wird auf Spannung mit dem kleinen Finger links eingeklemmt. Dann roten Faden mit der freien rechten Hand festziehen
Schritt 6: Das gleiche von links: Faden rot mit dem rechten Zeigefinger durch die graue Schlaufe holen, auf dem Zeigefinger belassen, Knoten in die rechte Hand wechseln, roten Faden dort auf Spannung einklemmen, mit der linken Hand den grauen Faden festziehen

Wer den Anfang mit der Schlaufe in dieser Form zu verwirrend findet, kann auch mit beiden Fäden eine “normale” Luftmasche häkeln und dann Faden 2 herausziehen, so dass nur die Schlaufe von Faden 1 bleibt. Dann geht es bei Schritt 4 weiter.

Auf Youtube findet man übrigens auch diverse Videos (klick für ein Beispiel) dazu, das Problem ist nicht die fehlende Anleitung, sondern der Suchbegriff, unter dem man diese Technik findet.

Hieb- und stichfest…

von Geirdís Geirharðardóttir

Hieb- und stichfest… Im Streit wirft uns unser Gegenüber eine Aussage an den Kopf, die für uns an den Haaren herbeigezogen ist. Nach einiger Zeit müssen wir aber zugeben, dass die genannte Tatsache hieb- und stichfest ist. Das Argument ist also nicht zu widerlegen.

Um im Turnier oder Kampf vor den Hieb- und Stichwaffen (später auch vor Schußwaffen) des Gegners gefeit (von Fei = Fee) zu sein, benutzten die Kämpfer einige Zauber, wie z. B. das Bad in Drachenblut in der Nibelungensage oder das Mitführen von Wolfsaugen, Maulwurfsherzen, Nabelschnur, Nachgeburt oder verschiedensten Kräutern und Pflanzenwurzeln. Das magische Ritual des Festmachens oder Feiens sollte die Unverwundbarkeit des Rüstungsträgers garantieren – ihn hieb- und stichfest machen. 

Gerüsteter Schwertkampf in der SCA (SCA Heavy Fighting)

In der SCA wird bei gerüstetem Schwertkampf großer Wert auf die Einhaltung bestimmter Regeln gelegt, welche im Drachenwald Marshal’s Handbook genau festgelegt sind. Schließlich wollen wir mit unseren Gegnern nach dem Kampf ein Bier trinken und sie nicht im Krankenhaus besuchen. 

Die wichtigsten Regeln zur Schutzausrüstung in aller Kürze:

Der Helm: Die Materialstärke des Stahls hat an jeder Stelle mindestens 1,6 mm zu betragen. Der Gesichtsschutz muss ein Rundholz mit einem Durchmesser von 25,4 mm am Eindringen hindern und muss mindestens 25,4 mm unterhalb des Kinns enden. Alle Teile des Helms, die mit dem Träger in Kontakt kommen können sind mit 12,7 mm Schaumstoff zu polstern. Der Helm ist mit einem Kinnriemen auszustatten. 

Die Halsrüstung: Der Hals, inklusive Kehlkopf, Halswirbel und oberstem Brustwirbel, muss während des Kampfes, auch beim Heben des Kinns und Drehen des Kopfes, bedeckt bleiben.

Der Körper, die Schultern und die Leisten: Die Nieren und die kurzen Rippen müssen geschützt sein. Männer und Frauen müssen einen Tiefschutz tragen. Separate Brustschalen sind untersagt.

Die Hand- und das Handgelenk: Die Außenfläche der Hand muss bis zu 25,4 mm hinter dem Handgelenk bedeckt sein. Ein fester Korb am Schwert und Schild muss verhindern, dass die Hand getroffen werden kann. 

Die Arme: Die Ellenbogenspitze und die Knochen zu beiden Seiten des Ellenbogens müssen mit stabilem Material bedeckt sein. Ein Schild alleine ist nicht ausreichend. 

Die Beine: Die Kniescheibe und 25,4 mm darüber und darunter müssen zu beiden Seiten des Knies bedeckt sein. Der Kämpfer soll Fußbekleidung tragen, die ihm ausreichend Schutz und Standfestigkeit bietet. 

Der Schild: Schilde sind so zu konstruieren, dass sie den Schaden an Rattanwaffen oder mögliche Verletzungen des Kämpfers minimieren. Der Schild darf niemals als Waffe eingesetzt werden. 

Wer mehr über SCA Heavy Combat erfahren oder mitmachen möchte, findet uns jeden Mittwoch am HTC Platz im Wiener Prater. 

Alle Abbildungen: Cod. Pal. germ. 848 Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse) — Zürich, ca. 1300 bis ca. 1340

Linksammlung:

Das Nibelungenlied: https://www.youtube.com/watch?v=-73bW3NWKmA

Marshal’s Handbook: http://www.drachenwald.sca.org/drupal/sites/default/files/Marshal_s%20Handbook_8_1_2016.pdf

Stitch & Bitch 18/5/2018

Es gibt wieder einen neuen Termin zum Werkeln und Tratschen.

Wir treffen uns wie gewohnt ab 19:30 bei Ellisa im 16. Bezirk. Anmeldung zwecks Adresse bitte unter MoAS.sca-austria@gmx.at oder bei Facebook.

Was steht auf dem Programm? Wie immer wird geplaudert, es gibt haufenweise Bücher, in denen ihr schmökern oder auf die Suche nach neuen Ideen gehen könnt und natürlich besteht auch die Möglichkeit, diverse Techniken auszuprobieren.

Fighter Practise 22/11/17

Years and years we had to accept insufficient light as inevitably winter training conditions. But this winter we discovered hidden flood lighting at our training site at HTC. So enjoy SCA heavy fighter practise under best sight this Wednesday evening (as every Wednesday).