In Filmen wird das Mittelalter leider meist als grau-braune Epoche dargestellt, in der kaum jemand farbige Kleidung trug. Tatsächlich waren bunte Stoffe zu dieser Zeit jedoch sehr präsent und konnten schon mit einfachen Mitteln selbst gefärbt werden. Das macht natürlich auch uns neugierig und wir haben inzwischen erste Schritte gesetzt, um zu probieren, was sich mit einheimischen Pflanzen machen lässt.
Waid für Blau oder Grün
Die Färberpflanze Waid wächst unter anderem auch auf der Wiener Donauinsel. Bevor die Pflanzen dem Mähdienst zum Opfer fallen konnten, hat Lia einige geerntet, um einen Färbeversuch damit zu starten. Beim Experiment hat sich gezeigt, dass genaues Befolgen von Anleitungen sinnvoll ist, wenn man ein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis erhalten möchte. Empfehlenswert hier ist die Anleitung von Maibell.
Färberwaid (Bildquelle: wikimedia commons) – wenn der Waid blüht, sind nicht mehr genug Pigmente vorhanden Der Färberwaid wird mit kochendem Wasser übergossen. Dann fügt man noch warmes Wasser hinzu und lässt den Sud zwei Tage angären. Dem Sud wird dann Soda zugesetzt, bis der PH-Wert 9-10 erreicht. Das sollte man tatsächlich überprüfen und nicht “Daumen mal pi” machen. Dem Färbesud muss möglichst viel Sauerstoff zugeführt werden, damit sich die Farbe entwickelt. Nach dem Färben im heißen Farbbad entwickelt sich die Farbe unter Sauerstoffeinfluss langsam von Gelb zu Grün bzw Blau.
Zwiebelschalen für Gelb und Orange
Beim Kochen fallen in den meisten Haushalten regelmäßig Zwiebelschalen an, die sich auch hervorragend für Färbeversuche eignen. Diesen Versuch haben sowohl Lia als auch Ellisa durchgeführt.
Um aus Zwiebelschalen einen Färbesud zu machen, werden sie ausgekocht, bis ein intensives Farbbad entsteht. Als Vorbereitung wird der Stoff mit Alaun gebeizt – das erhält man als Block (zum Rasieren) für wenig Geld in der Apotheke. Der gebeizte Stoff kommt dann noch nass in den Färbesud und wird dort auf hoher Temperatur gefärbt. Jede Färbung entzieht dem Sud Pigmente. Ein zweiter Färbegang ergibt also ein helles Gelb statt einem Orange oder sattem Gelb.
Erfreulicherweise hält sich die Farbe auch bei Maschinwäsche (Wollwaschgang) gut.
Die Ziebelschalen werden ausgekocht. Wenn man sie trocknet, kann man damit noch einmal einen Färbesud ansetzen, bei dem dann die Farbe aber viel schwächer ausfällt. Der durchsichtige Klumpen ist Alaun für die Beize. Der Wollstoff wird mit Alaunsud vorbereitet. Der gebeizte Stoff landet noch nass im Färbebad und wird dort bei hoher Temperator gefärbt. Sowohl ein kräftiges Orange als auch ein Rostrot, Kürbisgelb oder Vanille-Gelb sind mit Zwiebelschalen erreichbar. (Färbung auf Wolle oder Seide)
Grundsätzlich sollte man beachten, dass diese Art von Färbung sich nur für tierische Fasern eignet (Wolle, Seide) und nicht für pflanzliche Fasern (Leinen, Baumwolle) gedacht ist. Diese wurden “in period” – als während unserer Darstellungszeit – fast ausschließlich in ihrer natürlichen Farbe verwendet.