Reinen Wein einschenken

von Gerdis

Wenn wir jemandem sprichwörtlich reinen Wein einschenken, so sagen wir ihm ohne Umschweife und gerade heraus die Wahrheit.

Auch diese Redewendung hat ihre Wurzeln im Mittelalter, wo Gastwirte ihren Gästen häufig gestreckten Wein vorsetzten. Die ehrlichen Gastwirte schenkten also reinen Wein ein.

Wie man laut Gottfried von Franken unverdünnten Wein erkennt

Wer do win kauffen wil, der sol sich nit lassen zu einem
male benügen, sunder dicke sol er den wine versuchen vnd
lange in dem munde haben. Vnd wil er mercken, obe wasser in
den wine sy gemüschet oder in den moste, also die
kriechen leren, so wirffe byren daryn: swebent sie enbor,
so ist der wine one wasser. Die andern meister sprechent,
ein eye darin geworffen, swebet ez enbor, so ist der wine
one wasser. Vellet ez aber zu grunde, so ist wasser darynne.

Auch andere Tricks kamen Gottfried zufolge beim Verkauf von minderwertigem Wein zum Einsatz. So kredenzten Weinhändler etwa Süßholz, Käse oder saure Speisen, um den Wein im Kontrast gut schmecken zu lassen. Gottfried gibt hier sehr konkrete Ratschläge: man solle seinen Mund auswaschen und darauf achten, was man sonst gegessen und getrunken habe.

 Gottfried von Franken und das Pelzbuch

Über das Leben Gottfrieds von Franken wissen wir nur, was er uns selbst in seinen Schriften hinterlassen hat. Er war wahrscheinlich aus der Würzburger Gegend und Kleriker. Er besaß ein Haus in Bologna und unternahm einige Fernreisen, auf denen er sich mit anderen Praktikern zum Austausch von Wissen traf. Auf seine Kenntnisse war er offenbar ausgesprochen stolz und es finden sich neben pragmatischen auch sehr ausgefallene Ratschläge in seinem Werk, was dessen Beliebtheit keinen Abbruch tat.

Um 1300 verfasste Gottfried das Pelzbuch (von mhd. „belzen/pelzen“ = pfropfen = Obstbaumveredelung) in lateinischer Sprache. Es unterteilt sich in zwei Abschnitte, das Baum- und das Weinbuch, und beinhaltet so unterschiedliche Anleitungen wie jene zur Veredlung von Obstbäumen, damit sie süße oder würzige Früchte tragen, die richtige Wahl der Erde für verschiedene Baumsorten, wie man Ziegen daran hindert, sich an einem Baum zu schaben, wie man Pfirsiche ohne Kerne erzielt, wie man guten Essig erzeugt, Rosenwein herstellt, Früchte dörrt, Weinfässer richtig reinigt usw.

Das Werk wurde in Latein verfasst. Es wurde in mehrere Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Tschechisch und Katalanisch, übersetzt und immer wieder überarbeitet und ergänzt. Das Pelzbuch fand bis ins 19. Jahrhundert Verwendung und ist in entsprechend vielen Versionen – oft auch fragmentarisch in anderen Werken wie etwa medizinischen Schriften  – überliefert.

Den Text einer Überarbeitung aus dem 15. Jahrhundert (aus dem auch das oben angeführte Zitat stammt) ist unter folgendem Link zu finden:

http://www.staff.uni-giessen.de/gloning/tx/cod787.htm

Mehr zu Gottfried von Franken und dem Pelzbuch:

Martina Giese, Gottfried von Franken: Pelzbuch, publiziert am 01.03.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Gottfried_von_Franken:_Pelzbuch